Main content
Top content
Quartiere des Ankommens. Aushandlungen von Migration und städtischem Raum in Hamburg im 20. Jahrhundert
Kontakt
Dr. David Templin
Universität Osnabrück / IMIS
49069 Osnabrück
Tel.: +49 541 969 4049
gefördert durch:
Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Laufzeit: 1.11.2019 bis 30.10.2022
Projektleitung: Dr. David Templin
Das Projekt untersucht die Geschichte von Einwanderungsvierteln im Verlauf des 20. Jahrhunderts. Die Herausbildung und der Wandel entsprechender Quartiere sowie die Aushandlungen des Ankommens von Migranten sollen für unterschiedliche Stadtviertel der deutschen Großstadt Hamburg vergleichend analysiert werden. Indem das Projekt sowohl die Produktion und Transformation des städtischen Raumes als auch die gesellschaftliche Aushandlung von Migration untersucht, werden migrations- und stadtgeschichtliche Ansätze produktiv miteinander verbunden. Der Fokus auf die Quartiersebene eröffnet dabei neue Perspektiven, indem in der Forschung bislang dominierende nationale und auf spezifische ethnische Gruppen fokussierte Deutungen infrage gestellt bzw. kritisch diskutiert werden können.
Anhand von drei ausgewählten Quartieren werden folgende Felder näher in den Blick genommen: (1) Ansiedlungs- und Segregationsmuster, die Wohnverhältnisse von Migranten und ihre Rolle in Prozessen von Verfall und Aufwertung der Stadtviertel, (2) soziale Infrastrukturen bzw. Institutionen, die Zuzugs- und Ankommensprozesse strukturierten und das Erscheinungsbild von Ankunftsquartieren prägten, und (3) die Rolle der Quartiere für die Entwicklung der gesamten Stadt und Formen öffentlicher Wahrnehmung und politischer Regulierung der Quartiere. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Ansiedlung von Zuwanderern und die Quartiersentwicklung Ergebnis von Aushandlungsprozessen waren, bei denen neben ökonomischen Strukturen und politischen Entscheidungen unterschiedliche Akteursgruppen eine Rolle spielten. Diese werden in der Studie sowohl auf den Ebenen von Stadt, Stadtteil und Quartier als auch mit Blick auf unterschiedliche Räume innerhalb eines Quartiers – von privaten Wohn- bis zu öffentlichen Interaktions- und Kommunikationsräumen – analysiert.
Das Projekt untersucht die Mikroebene historischer Ankunftsquartiere erstmals über einen längeren Zeitraum für eine deutsche Großstadt. Es greift damit internationale Forschungsansätze auf, die in der deutschen Geschichtswissenschaft bislang kaum rezipiert wurden. Flucht- und Migrationsbewegungen, die öffentlich als Zuwanderung verhandelt wurden, stehen im Fokus des Interesses, wobei auch Formen von Binnenmigration und innerstädtischer Mobilität berücksichtigt werden sollen, sofern sie für die Quartiersentwicklung bedeutsam waren. Um Kontinuitäten und Brüche, wiederkehrende Muster und Differenzen in der Ausprägung der Quartiere und im lokalen Umgang mit Migration und Migranten herauszuarbeiten, wird mit der Zeit zwischen den 1890er und den 1980er Jahren eine lange Linie gesellschaftlichen Wandels in den Blick genommen. Der Fokus der Analyse liegt dabei auf vier Phasen intensiver Zuwanderung. Unter Rückgriff auf sozial-, politik- und kulturhistorische Ansätze arbeitet das Projekt mit einem vielfältigen Sample an Quellenbeständen, um die Entwicklungen auf Quartiersebene herauszuarbeiten.
English: Neighborhoods of Arrival. Negotiations over Migration and Urban Space in Hamburg in the 20th Century
The research project examines the history of immigration neighborhoods during the 20th century. It analyzes the emergence and transformation of such quarters as well as the negotiations over the arrival of immigrants for different neighborhoods in the German city of Hamburg. By examining the production and transformation of urban space as well as negotiations on migration in society, the project productively integrates approaches of migration history and urban history. The focus on the neighborhood level provides new perspectives, insofar as it challenges and critically discusses interpretations focusing on national developments or specific ethnic groups, which have dominated research so far.
By looking at three selected neighborhoods, the project will examine the following fields in more detail: (1) patterns of settlement and segregation, the housing conditions of migrants and their role in processes of deterioration and upgrading of neighborhoods, (2) social infrastructures and institutions which structured processes of arrival and shaped the public appearance of arrival neighborhoods, and (3) the role of these neighborhoods for the development of the entire city, as well as forms of public perception and political regulations of the neighborhoods. It is assumed that the settlement of immigrants and the development of neighborhoods were results of negotiation processes in which, besides economic structures and political decisions, different social groups played a crucial role. The project will analyze these processes both on the levels of the city, the district and the neighborhood, as well as regarding different spaces inside a neighborhood – from private living rooms to spaces of public interaction and communication.
The project examines the micro level of historical arrival neighborhoods for the first time for a German city over a longer period of time. It thus picks up international research approaches that have so far hardly been received in German historical studies. In the focus of interest are refugee and migratory movements, which were publicly treated as forms of immigration, but the project also takes forms of internal migration and inner-city mobility into account, if they had been significant for the development of a neighborhood. In order to point out continuities and turning points, recurring patterns and differences in the shape of the neighborhoods and in the local handling of migrants and migration, the study looks at a longer period of social change between the 1890s and 1980s. The focus of analysis will be on four phases of intensive immigration. Based on approaches of social history, political history and cultural history, the project works with a diverse sample of source material, in order to analyze the developments on the neighborhood level.