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A1 Die Produktion der ›Anderen‹: (De-)Thematisierung migrationsbezogener Differenz
Im Zentrum des Projekts steht die Analyse der Produktion und Aufrechterhaltung (nicht-)migrantisierter Figuren und assoziierter Vorurteile auf individueller Ebene. Figuren werden u.a. über die Wahrnehmung kategorialer Marker geschaffen (z.B. Hautfarbe, Akzent, Name, Geschlecht), die eine Differenz zum Selbst bzw. zur eigenen Gruppe markieren (›Othering‹). Viele Menschen nehmen diese kategorialen Marker wahr und thematisieren sie, andere bemühen sich, die Marker nicht wahrzunehmen und keine Differenzen zu erzeugen. In der Psychologie werden diese zwei Strategien unter den Konzepten ›Multikulturalismus‹ und ›Colorblindness‹ gefasst. Im Projekt wird untersucht, welchen Einfluss ›Multikulturalismus‹, ›Colorblindness‹ und ›soziale Dekonstruktion‹ auf die Produktion (nicht-)migrantisierter Figuren und assoziierter Vorurteile haben und wie saliente Figuren wiederum Diversitätsstrategien beeinflussen. Unter ›sozialer Dekonstruktion‹ verstehen wir eine dritte, bisher weniger untersuchte Strategie, bei der Kategorien als sozial konstruiert hinterfragt werden.
Außerdem werden die individuellen und gesellschaftspolitischen Motive für die drei Strategien ›Multikulturalismus‹, ›Colorblindness‹ und ›Dekonstruktion‹ analysiert. Das Paradox, dem zufolge die (De-)Thematisierung von Differenz sowohl rassistisch als auch anti-rassistisch wahrgenommen werden kann, soll ebenfalls näher untersucht werden. In diesem Zusammenhang wird u.a. der Frage nachgegangen, gegenüber welchen migrantisierten Figuren anti-rassistisch gehandelt wird und welche Aushandlungsprozesse ablaufen, wenn Personen Rassismus vorgeworfen wird.
Das Projekt hat darüber hinaus eine reflexive Komponente: Da im Projekt überwiegend quantitative Forschungsmethoden genutzt werden, wird zu Beginn analysiert, ob die Art und Weise, wie sozialpsychologische Fragebögen formuliert sind, einen Einfluss auf Ausdruck, Ausbildung bzw. Festigung von Einstellungen haben kann. Von besonderem Interesse ist dabei, ob Fragebögen Vorurteile (re-)produzieren können, indem sie Bilder negativer und bedrohlich wirkender migrantisierter Figuren hervorrufen, und inwieweit dies von der Salienz spezifischer migrantisierter Figuren beeinflusst wird.