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A3 »Ihr seid Gastarbeiterkinder!« Wissenschaft, Schule und die Produktion von Figuren der Migration
Wissen wird in gesellschaftlichen Machtverhältnissen eingebettet hervorgebracht. Diese gilt auch für die wissenschaftliche Produktion der Bedeutung von Migration durch Figuren. Das Teilprojekt leistet eine reflexive Analyse wissenschaftlicher Wissensproduktion in Form von Figuren der Migration und ihrer Übertragung in das System Schule, indem es Wissenschaftssprache zur Kommunikation über Migration bzw. Diversität im Bildungssystem und deren gesellschaftliche Wirkmächtigkeit in der Bundesrepublik Deutschland von den 1960er Jahren an über ein halbes Jahrhundert in den Blick nimmt. Wir beobachten Wechselwirkungen zwischen wissenschafts- und praxisbezogener bildungswissenschaftlicher Text- und Begriffsproduktion, um ein Handlungsfeld an der Schnittstelle von Wissenschaft, Bildung und Gesellschaft zu adressieren, das sowohl den Umgang mit Diversität in Deutschland als auch die Entwicklung der Migrationsforschung stark mitgeprägt hat.
Im Mittelpunkt stehen dabei Begriffe zur Kategorisierung migrantisch gelesener Jugendlicher in schulischen Kontexten. Welche Vorstellungen von bzw. Einstellungen zu Migration und Diversität werden durch welche Akteure, wann, wo und wie in Leitbegriffen migrationsbezogener Forschung als »kultureller Vorrat von Konzeptionen« (Kirchmeier 2012) verankert? Wie wird dadurch soziale Ordnung unter den Bedingungen migrationsinduziert wachsender gesellschaftlicher Diversität (re)produziert? Wie und mit welcher Wirkung kodiert also Wissenschaftssprache die Wirklichkeit einer Migrationsgesellschaft?
Seine Leitfragen beantwortet das Teilprojekt in historischer Perspektive. Datengrundlage ist ein im Projekt konstruiertes Korpus von Publikationen aus dem Betrachtungszeitraum, die Schüler:innen migrantisch kategorisieren bzw. figurieren und lesbar machen und sich zwischen Forschung und Schulpraxis verorten lassen. Das Korpus deckt zugleich relevante Wissensrahmen dieser Texte aus unterschiedlichen Disziplinen ab. Die Untersuchung folgt dem Ansatz der historischen Semantik (Kollmeier 2012), die wissenschaftlich produzierte Begriffe (z.B. »Gastarbeiterkinder«, »Ausländerkinder«) als Elemente komplexer Aushandlungen von Bedeutung auffasst und diese zeitlich übergreifend in konkreten Verwendungssituationen, in ihrem Textumfeld und ihren Wissensrahmungen analysiert, um Muster, Mechanismen und Dynamiken der sprachlichen Produktion von ›Figuren der Migration‹ herauszuarbeiten.
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